Yoga führt uns auf dem Pfad der Selbsterkenntnis.
Für die Selbsterkenntnis ist die Selbstwahrnehmung essenziell.
Sich selbst spüren, das ist eine große Aufgabe in vielen Lehren. Im Yoga ist diese Fähigkeit in vier Stufen differenziert.
1) Wahrnehmung des Körpers und Atems
2) Wahrnehmung der Emotionen
3) Wahrnehmung des Geistes (engl. ,,mind“)
4) Wahrnehmung des Bewusstseins an sich
Yoga bleibt nicht nur bei der Theorie. Sie bietet viele Techniken zur Entwicklung jeder einzelnen Stufe des Spürens (Bewusstseins).
1) Wahrnehmung des Körpers&Atems
Meistens spüren wir den Körper und Atem nur in negativen Situationen- wennn etwas wehtut oder nicht so funktioniert, wie es soll. Yoga bringt uns viele Übungen (Asana, Kria), bei den wir Körper & Atem spüren, befor sie mit Schmerz um die Armerksamkeit rufen. Beim Üben merken wir, dass diese ,,neutralen“ Gefühle (=wenn nichts wehtut) eigentlich sehr positiv und bemerkenswert sind.
Und sie sind immer anders.
Versuche z.B. die reinigende Mukha Bhastrika mit ihren drei Folgeübungen und konzentriere dich auf die Wahrnehmung im Fersinsitz nach jeder Teilübung. Es ist eine einfache, wirksame und sehr interessante Übung.
2) Wahrnehmung der Emotionen
Yoga arbeitet mit Emotionen aus der Perspektive des Beobachters. Man sollte sich nicht von einer Emotion voll beherrschen lassen. Es wird empfohlen, mit einem gewissen Abstand die emotionalen Wellen zu beobachten und zu analysieren. Durch die Analyse sollte der Übende seine inneren Handlungsmotive erkennen und sie von den für den spirituellen Weg Unnützlichen ,,reinigen“. Das sollte zur Aufbesserung der Bewusstseinsqualität führen.
Gleichzeitig arbeitet Yoga auch mit dem Einfluss der Emotionen auf den Physischen Körper und bietet viele Übungen, um die mit einer negativen Wirkung zu lösen.
Wie bei allem ist es auch hier wichtig anzumerken, dass diese Herangehensweise nur eine der vielen Möglichkeiten ist. Z.B. die Tantrische Tradition arbeitet mit Emotionen ganz anders und lädt dazu ein, sie voll zu äußern. Oder im Shiatsu sind die einzelnen Emotionen verschiedenen Leitbahnen zugeorndet und ihre Exzesse werden als Ungleichgewicht des jeweiligen Meridians behandelt.
3) Wahrnehmung des Geistes
Mit dem Geist wird im Yoga sehr sehr seeehr viel gearbeitet. Die zentrale Rolle des Geistes im Yoga unterstreicht unter anderem die berühmte Yogadefinition von Patanjali’s Yogasutren ,,Yogaš čitta vrtti niródhah“= ,,Yoga bedeutet, die Veränderungen des Geistes zu stoppen„.
Aus dieser Definition ist klar, dass wir im Yoga vor allem an die Kultivierung der Geistesqualität zielen (sollen).
Auf dieser Wahrnehmungsebene richten wir also die Aufmerksamkeit auf die Prozesse und Ihalte unseres Geistes.
Es gibt viele konkreten & mehr oder weniger komplizierten Methoden zur Kultivierung des Geistes. Einfach können wir z.B. die momentane Geistesqualität beobachten, den Einfluss des Geistes auf den Körper, Atem und Emotionen wahrnehmen oder uns den Fluss unserer Gedanken wie ein Kinofilm ansehen.Das Ziel ist zu erkennen, dass Geist und Aufmerksamkeit zwei unterschiedliche Entitäten sind. Die Aufmerksamkeit kann den Geist beobachten, muss also von etwas anderem herkommen. Dadurch verschwindet die Identifikation des Selbst mit dem Geist. Der Geist ist etwas, was uns gehört aber nicht unser Wesen.
4) Wahrnehmung des Bewusstseins
Mit Bewusstsein* meint Yoga die göttliche Essenz in uns und in allem. Die Wahrnehmung des Bewusstseins richtet sich also auf das Göttliche, auf das Omnipresente, auf das, was uns übersteigt und wovon alles stammt.
Da das Bewusstsein in der Yogafilosofie hinter dem Geist (Mind) steht= größer ist, kann es mit dem Geist nie vollkommen begriffen werden. Die Wahrnehmung des Bewusstseins findet also nich auf der mentalen Ebene statt, sondern es wird als Erlebnis der Einheit mit der Göttlichen Essenz verspürt, was im Yoga als tife Meditationszustände, Samadhi oder Kaivalja bekannt ist.
Die Göttliche Essenz wird als ,,Sat-Čit-Ánanda“ beschrieben, also das ,,Sein, Bewusstsein und Glückseeligkeit“. Sie kann nur begriffen/wahrgenommen/gesspürt werden durch das Verschmelzen mit ihr, durch die Einheit.
*Es unterscheidet sich also stark von der Beschreibung aus der medizinischen Perspektive, die ,,Bewusstsein“ als Gesamtheit mentaler Zustände beschreibt.