Yoga Nidrá ist eine Spitzenmethode der Relaxation, die sowohl auf physische Entspannung abzielt, als auch ein Mittel der Selbstentwicklung darstellt. Yoga Nidrá bedeutet wortwörtlich „Yoga-Schlaf“. In der Tat handelt es sich jedoch um einen Bewusstseins- oder Aufmerksamkeitszustand, bei dem der/die Praktizierende wach bleiben soll. Zum Praktizieren wird oft eine äußere Anleitung benötigt. Der/die Übende muss allerdings nicht zwingend alle Ansagen des/der Leitenden einhalten. Wichtig ist, entspannt, wach und aufmerksam zu bleiben und den Gedankenketten nicht zu folgen.
Yoga Nidrá wird traditionell in der Rückenlage praktiziert, am besten so, dass der Kopf des Übenden Richtung Norden (oder ggf. Osten) zeigt. Der genaue Ablauf hat mehrere Varianten, die von verschiedenen Schulen abhängen. Ein gewisser Kern bleibt aber gleich, genauso wie der Sinn der Übung.
Der/die Übende wird erstmal durch den ganzen Körper geführt, um ein gewisses Maß physischer Entspannung zu erreichen. Es folgt das Verbleiben in diesem Zustand, wobei die Sankalpa aufgerufen wird. Danach können weitere pratyaharische Techniken eingeschoben werden. Zum Schluss wird die Sankalpa nochmal wiederholt und der/die Übende wird langsam aus der Relaxation zurückgeführt.
Sankalpa ist ein Mittel des bewussten Einflusses auf die Psyche. Sie erzielt eine bewusste Selbsterziehung. Der/die Übende fängt dadurch an, sich in die Form zu verwandeln, die er/sie leben möchte. Es ist ein Vorsatz oder Wunsch, der in der Form eines Bildes oder einer Wortformulierung (am besten beides kombiniert) in den Geist eingelegt wird. Der entspannte und wachsame Zustand bietet die besten Bedingungen dafür. Rückwirkend wird der Vorsatz den Menschen so beeinflussen, dass er seine Kräfte zur Verwirklichung dieses Zieles anstrengt. Die Wirkung der Sankalpa wird umso höher, je lebhafter, realer und präsenter die Vorstellung aufgerufen wird. Die Sankalpa wird nicht aus der Beobachter-Sicht erlebt, sondern aus der Ich-Perspektive. Der/die Übende versucht, in dem Bild alle Gefühle, Sinneswahrnehmungen, Körperzustände zu spüren und die erstrebte Qualität in dem Moment als bereits erworben zu empfinden. Als ob er in dem Moment seine neue wundervolle Qualität feiern würde. Die Ladung an positiven Emotionen wie Freude, Dankbarkeit, Begeisterung oder Liebe unterstützt den Prozess der Verwirklichung von Sankalpa rasant.
Die wörtliche Sankalpa sollte möglichst kurz, einfach, eindeutig und positiv formuliert werden. Die Formulierung erfolgt in der Präsenz-Form. Beispielhaft kann genannt werden: Ich bin ruhig (statt ich werde mich nicht ärgern), ich bin reich (statt ich habe keine Schulden), ich bin frei in meinen Entscheidungen (statt ich bin nicht mehr abhängig vom Rauchen) oder ich lebe in einer erfüllenden Beziehung (statt ich bin nicht mehr Single). Hier sind ein paar Beispiele, die als Inspiration dienen können. Jeder ist allerdings dazu eingeladen, das Beste für sich selber zu formulieren.
Mein Körper ist gesund und voller Energie.
Jeden Tag geht es mir besser und besser.
Ich spüre meine Erfüllung.
Ich lebe im Wohlstand.
Ich liebe mein Leben/die Welt und mein Leben/die Welt liebt mich
Meine Arbeit ist sinnvoll, amüsant und bring viel Freude in die Welt.
Ich fühle mich sicher und unterstützt.
Ich lebe die beste Form meines Lebens.
Ich lebe das Göttliche in mir.
Für weitere Beispiele könnt ihr auch den Begriff ,,Affirmationen“ googeln. Sehr bekannt dafür ist die Arbeit von Louise L. Hay, die sich intensiv mit dem Einfluss des Denkens und Sprechens auf die gelebte Wirklichkeit beschäftigt hat.